Rennrad und Minimalgepäck: So klappt die Radreise mit Kleinkind

Rennrad und Minimalgepäck: So klappt die Radreise mit Kleinkind

Auf der Suche nach Inspirationen für eine Radreise mit Kleinkind stieß ich auf Berichte von Familien mit Trekkingrädern, Radanhängern und viiiiiielen Taschen.
Meine Tochter und ich fuhren spontan los – und waren drei Tage mit dem Rennrad und nur 5 Liter Gepäck unterwegs. Mittlerweile haben wir mehrere Radreisen gemacht, etwas umfangreicher, aber immer noch minimalistisch ausgestattet.
Wie das funktioniert, erfährst du in diesem Artikel. Ich zeige dir, was wir alles mitnehmen und gebe dir Tipps für dein Bikepacking mit Kindern.

Jetzt auch als Folge 82 des Frugales-Glück-Podcasts!

1. Warum Radreise?

Radfahren ist nach Wandern wohl die minimalistischste Art der Fortbewegung: Du brauchst nur dich und ein Fahrrad.

Der Vorteil gegenüber dem Wandern: Du kommst schneller voran. Mit dem Rennrad bist du bis zu sechsmal schneller als zu Fuß, selbst wenn du eine Radreise mit Kindern machst.

Eine Radreise ist ein tolles Mitteldinge zwischen Verreisen mit Auto, Bus oder Bahn und einer Wanderreise: Du kannst am Tag bis zu 100 km zurücklegen, fährst durch sich verändernde Landschaften und Gegenden und bist doch jeden Meter präsent.

Mit dem Rad zu verreisen ist außerdem nachhaltig, schließlich bewegst du dich aus eigener Körperkraft vorwärts.
Du entscheidest, anders als beim Reisen mit Bus und Bahn, über die Strecke. Du kannst deine Route spontan anpassen und anhalten, wo es dir gefällt.

Auf einer Radreise lernst du die Gegend, in der du lebst, besser kennen und entdeckst auch neue Orte, an die du sonst nie gekommen wärst.

Ebenso wie Laufen hilft mir Radfahren dabei, den Kopf frei zu bekommen und klar(er) zu denken. Oft gelingt es mir erst auf dem Rennrad, Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen, und ich komme auf neue Ideen.

2. Warum eine Radreise mit Kindern?

Ist es für Kinder nicht total langweilig, den ganzen Tag auf dem Fahrrad zu sitzen?

Jein.

Es kommt sicher auf den Charakter deines Kindes an. Meine Tochter findet das Unterwegssein mit dem Rennrad großartig, sie ist ein Stadtkind und freut sich über jede Kuh am Wegesrand.

Wir machen Halt an einem Restaurant mit großem Spielplatz an der belgisch-niederländischen Grenze. Meine Tochter spielt im Sand und beginnt plötzlich vor Freude zu quieken. 
Mama, Mama! 
Sie nimmt mich an die Hand und zeigt mir ihre Entdeckung: Ameisen!
Was habe ich falsch gemacht, dass meine Tochter 36 Monate ihres Lebens nichts von der Existenz von Ameisen ahnte?

Ob Stadt- oder Landkind: Für die meisten kleinen Kinder ist es wunderbar, den ganzen Tag mit Mama oder Papa zusammen zu sein.
Alles ist neu und aufregend: In einem Café Saft zu trinken, im Hotel zu übernachten, fernzusehen (wir haben zuhause keinen Fernseher, und so hat die Kleine mit zweieinhalb Jahren nicht nur ihre ersten Ameisen gesehen, sondern auch das erste Mal bewusst fern gesehen. Die Insekten waren spannender.)

Außerdem sind die Leute sind total nett und hilfsbereit, wenn du ein Kind dabei hast.

Natürlich solltest du die Strecke an die Bedürfnisse deines Kindes anpassen und ausreichend lange Pausen zum Spielen und Essen einplanen.
Je mehr anregende Zwischenstopps ihr macht, umso mehr wird dem Nachwuchs das Reisen mit dem Fahrrad gefallen.

Radreise mit Kleinkind - Unterwegs
Auf dem Weg von Antwerpen nach Gent. M. spielt mit Mama Wutz (mit Band am Fahrradsitz befestigt- empfehlenswert).

3. Warum Radreise mit dem Rennrad?

Bikepacking mit dem Rennrad – das klingt erst einmal unlogisch.
Werden Rennräder nicht gebaut, um mit möglichst wenig Gepäck möglichst schnell zu fahren?

Das Tolle an Rennrädern: Sie sind, wie der Name schon sagt, viel schneller als normale Fahrräder. Dafür sind sie gemacht.

95 % aller elektrischen Fahrräder wären überflüssig, würden die Leute sich stattdessen ein ordentliches Rennrad zulegen.
Aber das ist ein anderes Thema.

Rennräder sind aus verschiedenen Gründen schneller als andere Fahrradmodelle:

  • Fahrradkurbel, Tretlager und Pedalen sorgen für eine optimale Kraftübertragung. Wenn du auf einem guten Rennrad in die Pedale trittst, kommst du doppelt so schnell voran wie auf einem alten Hollandrad.
  • Dünne(re) Räder (25 bis zu 32 mm, gewöhnliche Stadträder haben Reifen mit einer Breite von 37 mm)
  • Leichte Bauweise. Mein Rennrad wiegt um die 10 Kilogramm, Spitzenmodelle bringen nur 7 oder 8 Kilogramm auf die Waage.
  • Die aerodynamische Sitzhaltung verringert den Luftwiderstand.

Die Rahmen teurer Rennräder bestehen nicht aus Aluminium, sondern aus besonders leichtem Carbon. Achte darauf, dir kein Carbon-Rennrad zuzulegen, denn hier darfst du weder einen Kindersitz noch einen Anhänger befestigen, da das Material hierfür zu biegsam ist. Wenn nur die Gabel aus Carbon ist, stellt das kein Problem dar.

Ein Rennrad ist bequemer, als es aussieht.

Wichtig ist, dass der Rahmen zu deiner Körpergröße passt und nicht zu groß ist. Die Bequemlichkeit hängt auch davon ab, ob das Rennrad eher gestreckt oder komfortabel gebaut ist, und wie groß der Abstand zwischen Sattel und Lenker ist. Auch die Lenker- und Sattelhöhe spielt eine Rolle.

Wenn du noch keine Erfahrungen mit Rennrädern gesammelt hast, geh am besten in ein Fachgeschäft und probiere ein paar Modelle aus. Entscheidend bei der Auswahl ist, dass sich das Rad bequem und sicher anfühlt.

Radreisen mit dem Rennrad zu bestreiten hat noch einen ganz anderen, pragmatischen Vorteil:
Du kannst das Rennrad zum Rennradfahren benutzen!

Ich habe diesen Sport erst vor Kurzem für mich entdeckt und finde ihn großartig. Es fühlt sich weniger anstrengend an als Joggen und macht (mir zumindest) etwas mehr Spaß. In der Mittagspause mal schnell eine 25-Kilometer-Runde fahren, wie toll ist das denn?

Keine Angst vor dem Rennrad

Du hast Respekt vor Rennrädern, gerade als Frau und gerade mit Kind? Das kann ich verstehen. Auch ich bin nicht auf dem Rennrad zur Welt gekommen. Sondern auf dem Hollandrad.

Rennrad und Minimalgepäck: So klappt die Radreise mit Kleinkind
Mein Hollandrad „Frauke“ 2019

Probier es einfach mal aus, du wirst erstaunt sein über die Schnelligkeit und Wendigkeit von Rennrädern.

Du kannst dich langsam herantasten und mit einem Gravelbike (eine Art Rennrad mit breiteren Reifen für das Fahren auf Schotterwegen) oder einem Rennrad mit geradem Lenker beginnen.

Natürlich kannst du auch ein Trekkingrad oder sogar ein Mountainbike nehmen, wenn du eher in Wäldern unterwegs sein willst. Achte beim Radreisen mit Mountainbike darauf, ein Schutzblech am Hinterrad anzubringen, damit dein Kind nicht den ganzen Schmutz und Schlamm des Waldes abbekommt, womöglich in geometrischen Mustern, wenn euer Fahrradsitz so wie unser Yepp eine perforierte Rückenlehne hat.

Günstige Rennrad-Modelle, die nicht mit High-End-Kurbeln und -Schaltungen ausgestattet sind, findest du gebraucht für rund 100 Euro.

Ich bin mit diesem Pseudo-Rennrad von Decathlon gestartet (letzten Sommer für 80 Euro beim Gebrauchthändler gekauft, Neupreis 250 Euro), bevor ich mir dieses Jahr das Triban RC520 zugelegt habe (600 Euro über Facebook Marketplace, neu für 850 Euro).

4. Radreise mit Kindern: Kindersitz oder Anhänger?

Für meine Radreise mit Kleinkind habe ich mich für den Kindersitz entschieden.

Mit einem Kindersitz auf deinem Rennrad bist du schneller und wendiger unterwegs als mit einem Anhänger.

Ein Kindersitz für Kinder im Alter von 9 Monaten bis 6 Jahren (Maximalgewicht 22 kg) wiegt zwischen 3,8 und 5,2 kg, je nach Modell.
Ein Anhänger bringt dagegen stolze 11 bis 15 kg auf die Waage, abhängig von Ausstattung und Größe.

Dein Kind hat im Fahrradsitz eine bessere Aussicht und kann sich mit dir unterhalten.

Ein Anhänger bietet zusätzlichen Stauraum für Gepäck (allerdings auch die Gefahr, zu viel mitzunehmen).
Dein Kind ist geschützt vor Wind und Regen und hat mehr Möglichkeiten, im Fahrradanhänger zu spielen, Bücher anzuschauen oder Hörspiele zu hören.

Bei der Frage Kindersitz oder Anhänger? kommt auf dein Kind an, auf seine Vorlieben und Gewohnheiten.
Meine Tochter kennt nichts anderes als den Kindersitz, sie hält darin auch problemlos ihren Mittagsschlaf. Andere Kinder lieben das Höhlengefühl im Anhänger und stören sich nicht daran, weiter von dir entfernt zu sein.

Planst du eine mehrwöchige Radreise mit Kleinkind, lohnt es sich vielleicht, sowohl Fahrradsitz als auch Anhänger mitzunehmen.
Für einen Wochenendtrip würde ich aber erst einmal ausprobieren, wie dein Kind mit einer der beiden Varianten zurechtkommt.

Auch beim Bikepacking mit Kindern gilt der Grundsatz des Minimalismus: Dazukaufen geht immer.

5. Radreise mit Kleinkind: Die Strecke

Höre diesen Abschnitt als Episode 84 des Frugales-Glück-Podcasts:

Wie viele Kilometer kannst du am Tag auf deiner Radreise mit Kleinkind zurücklegen?

Das hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Deinem Fitness- und Trainingszustand,
  • der Qualität deines Fahrrads,
  • deinem Kind (wie viele Stunden am Tag hält es auf dem Fahrrad aus),
  • der Beschaffenheit des Geländes (flach, hügelig),
  • den Wetterumständen (bei Regen und Gegenwind bist du langsamer unterwegs).

Wenn du selten Rad fährst und mit Trekkingrad und Fahrradanhänger in Oberbayern unterwegs bist, schafft du vielleicht nur 20 km am Tag. Bist du passionierte Läuferin und fährst mit Rennrad und ruhigem Kind durch Holland, bringst du es womöglich auf 100 Tageskilometer.

Meine Tochter und ich sind auf unseren mehrtägigen Radreisen auf 40 bis 80 Kilometer am Tag gekommen.

Im Schnitt sind 50-60 km realistisch und für Fahrer:in und Kind entspannt umzusetzen. Wäre ich ohne Kind unterwegs, würde ich auf 80 km erhöhen.

5.1. Die Strecke für deine Radreise mit Kleinkind planen

Die allererste dreitägige Radreise mit meiner Tochter habe ich fast gar nicht geplant. Ich habe nur die grobe Richtung festgelegt und dann abhängig von Wetter, Lust und Laune und günstigen Hotelzimmern im Umkreis die Strecke festgelegt.

Wie detailliert du die Strecke für deine Radreise mit Kleinkind vor- und durchplanen möchtest, ist eine Typ- und Stimmungssache. Möchtest du einfach drauflosfahren und spontan entscheiden, wohin es euch treibt? Oder bevorzugst du es, einen Zielort vor Augen zu haben mit der Gewissheit eines bereits gebuchten Hotelzimmers?

Ob du das Ziel kennst oder nicht, wichtig sind gute Radwege in einer angenehmen Umgebung. Schmale Seitenstreifen auf vielbefahrenen Landstraßen sind nicht das, was man mit Kleinkind auf dem Fahrrad stundenlang befahren möchte.

💡 Tipp: Wisse, wie du gute Radwege findest und ihnen folgst.

5.2. Bikepacking mit Kindern: Navigieren

Das Folgen von Radwegen ist mindestens genauso wichtig wie das Finden. Als ich noch keinem Radewege-System gefolgt bin, habe ich mich auf Tagesausflügen mit dem Rennrad unfassbar oft verfahren und endete immer wieder auf erwähnten Seitenstreifen.

Knotenpunkte

In Belgien und den Niederlanden nutze ich am liebsten Knotenpunkte. Knotenpunkte sind Kreuzungen oder Abzweigungen, an denen sich Straßen und Wege treffen, die von den Fremdenverkehrsämtern der jeweiligen Region als besonders gute Radwege ausgewählt und in das Knotenpunkt-Karte eingetragen worden sind. Die Knotenpunkte sind mit Nummern von 1 bis 99 versehen.

Radfahren nach Knotenpunkten funktioniert hervorragend, die Wege sind übersichtlich ausgeschildert und sehr gut zu befahren. Oft führen sie durch landschaftlich schöne Gegenden, an Wäldern, Flüssen und Seen entlang.

In Deutschland gibt es kein flächendeckendes Knotenpunkt-System, aber vereinzelte Projekte, etwa im Ruhrgebiet

Dazu gibt es auch zwei Apps für das Smartphone, Bikemap und Radroutenplaner NRW, zu deren Qualität ich aber nichts sagen kann.

Für das Knotenpunktsystem in Belgien und den Niederlanden nutze ich die App Fietsknoop und bin sehr zufrieden. In der App gibt es eine praktische Navigationsfunktion, die dir den nächstgelegenen Knotenpunkt anzeigt, egal ob du dich noch auf der von dir ausgewählten Strecke befindest oder nicht.

Um unterwegs nicht ständig anhalten und aufs Handy schauen zu müssen, empfehle ich dir, die Knotenpunkte auf einen Zettel zu schreiben und diesen entweder am Lenker zu befestigen oder ihn in das Steckfach deiner Lenkertasche zu stecken.

Radreise mit Kleinkind - Navigieren mit Knotenpunkten

Denn nichts ist so nervig, wie dauernd anhalten zu müssen, weil du den nächsten Knotenpunkt auf deiner Route vergessen hast.

Wegweiser, Themenrouten und Rundwege

Die Alternative zu Knotenpunkten in Deutschland sind Wegweiser, Themenrouten und Rundwege.

Wegweiser für Radwege sind in der Regel rot. Dass es sich um einen Rundweg oder um eine Themenroute handelt, erkennst du an einem kleinen Symbol unter dem Wegweiser. Für die 100-Schlösser-Route im Münsterland gibt es etwa ein kleines Schloss zu sehen.

Wie gut Radwege ausgeschildert sind, ist von Landkreis zu Landkreis verschieden. Besonders gute Beschilderungen gibt es im Münsterland, im Emsland, an der Nord– und Ostseeküste, am Bodensee, in der Lüneburger Heide, in der Uckermark, im Spessart, in Franken und im Spreewald.

Komoot

Komoot ist Routenplaner, Navigations-App und soziales Netzwerk fürs Wandern und Radfahren.
Online sind die Karten kostenlos verfügbar, möchtest du sie offline benutzen, besteht die Möglichkeit, Karten einer Region kostenpflichtig herunterzuladen.
Je nach Region kostet das um die 3 bis 4 Euro. Für 29,99 Euro bekommst du die ganze Welt als Offline-Karte.

Tipp: Wenn du mit Rennrad und Kleinkind unterwegs bist, suche bei Komoot nach Strecken für Bike-Touring und nicht fürs Rennradfahren. Ansonsten kann es passieren, dass dich die App über Landstraßen ohne Radweg schickt.

Wie findest du mit Komoot geeignete Radwege?
Radwege an Flüssen, Kanälen und Eisenbahnschienen sind meist breit und gut mit Kindern befahrbar.
Bist du dir nicht sicher, ob Komoot die Strecke deinen Vorstellungen entsprechend gewählt hat, kannst du sie dir noch einmal bei Google Streetview anschauen.

5.3. Flandern-Wallonie und Noord-Brabant: Radreise-Strecken

Radreise mit Kleinkind: Radreise-Strecken
Antwerpen – Leuven – Wavre – Charleroi – Leuven – Antwerpen

Auf den Karten siehst du zwei der Radreisen, die ich bisher mit meiner Tochter unternommen habe.

Die allererste Radreise mit dem Rennrad führte uns von Antwerpen über Leuven nach Wavre, wo wir wegen heftigen Regens spontan übernachteten. Am nächsten Tag ging es weiter nach Charleroi. Auf dem Rückweg in Richtung Nivelles hatten wir einen Platten (und ich das falsche Flickzeug dabei). Mit dem Zug ging es zurück nach Leuven zu fahrradkundigen Verwandten (danke, Filip!) und von dort aus wieder mit dem Rad nach Antwerpen.

Die zweite Radreise ging in die Südniederlande, von Antwerpen nach Bergen op Zoom und zurück, mit einer großen Rundtour über die Tholen-Insel in Seeland am zweiten Tag.

Radfahren in Belgien und den Niederlanden vs. Radfahren in Deutschland?

Die Radwege in Belgien sind besser ausgebaut als in Deutschland, neben dem Knotenpunktsystem gibt es auch eine ganze Reihe von Rad-Fernwegen, den sogenannten Fietssnelwegen. Das sind (einspurige) Fahrradautobahnen, die große (und kleine) Städte in Belgien miteinander verbinden.

Allerdings gibt es Unterschiede innerhalb Belgiens: Während in Flandern das Radwegenetz super ist, lässt es in der Wallonie etwas zu wünschen übrig. Hier gibt es sogenannte RAVeL, die oftmals an Flüssen und Eisenbahnschienen entlang führen. Die Strecken, die ich bisher gefahren bin, waren weniger gut befestigt und auch nicht hinreichend ausgeschildert im Vergleich zu den Radwegen in Flandern.

Ein absoluter Traum zum Radfahren sind die Niederlande, da kann auch Flandern nicht mithalten.

Radreise mit Rennrad und Kleinkind. Traumhafte Radwege in den Niederlanden
Radweg an der Düne in Seeland.

Was macht Radfahren in den Niederlanden so besonders?

  • Breite Radwege, manchmal sogar zweispurig,
  • zahlreiche Fahrradstraßen in den Städten (hier dürfen Radfahrer nicht von Autos überholt werden),
  • autofreie Innenstädte,
  • sorgfältige Beschilderung und hervorragender Zustand der Radwege.

Beim Radfahren in den Niederlanden spürt man, dass Radwege Priorität bei der Städteplanung im Allgemeinen und bei der Wegeplanung im Speziellen haben.

In Bergen op Zoom gibt es einen großen See am Stadtrand. Um den See herum führt ein mehrere Meter breiter Radweg, von Autos keine Spur.

In Deutschland hingegen bin ich froh, wenn es überhaupt Fahrradwege gibt. Von deren Qualität und Beschilderung einmal ganz abgesehen.

Möchtest du mehr erfahren über die Unterschiede zwischen Deutschland und den Niederlanden, was das Radfahren betrifft? Katrin und Daniel sprechen in der 227. Folge des bevegt-Podcasts über ihre Radreise auf dem Rheinradweg von Frankfurt nach Rotterdam.

6. Radreise mit Kleinkind: Das Gepäck

Jetzt wird es spannend.

Schließlich liest du einen Minimalismus-Blog und willst wissen, was ich alles (nicht) auf die Radreise mit Rennrad und Kind mitgenommen habe.

6.1. Kleidung für dich

Radreisen mit Kindern sind eher etwas für warme Temperaturen, daher beziehen sich meine Empfehlungen auf die Monate Mai bis Oktober.

Radhose

An einer Radhose führt kein Weg vorbei. Gerade Rennradsättel sind nicht auf Comfort ausgerichtet, aber auch auf normalen Sätteln spürst du nach 40 Kilometern, wo du gesessen hast.

Radhosen sind am Po und im Genitalbereich gepolstert. Am besten fährt frau sogar ohne Unterhose Rennrad.

Wie bei Sportkleidung üblich, sind Radhosen nicht ganz billig. Ich habe eine gebrauchte Radhose auf Vinted gekauft. Achte darauf, dass du eine Frauenhose kaufst, bei Männerhosen ist das Polster an die männliche Physiognomie angepasst.

Radtrikot

Radtrikot, muss das sein?

Jein.

Ja: Radtrikots sind optimiert fürs (Renn-)Radfahren. Der Stoff ist atmungsaktiv und leitet Schweiß gut nach außen. Radtrikots sind hinten mit Taschen versehen (um Bananen / Energieriegel / Luftpumpen mitzunehmen), außerdem ist die Rückenpartie etwas länger geschnitten, damit du auch in einer vorgebeugten Haltung noch mit Stoff bedeckt bist.

Nein: Du kannst auch ein eng anliegendes Oberteil aus Funktionsstoff zum Radfahren anziehen. Bevor ich mein Kurzarm-Trikot gekauft habe, trug ich ein semi-professionelles Oberteil, das ich im Winter zum Laufen anziehe.

Radunterhemd

Sicher praktisch. Ich fahre in einem gewöhnlichen Sport-Oberteil, das ich auch ohne BH tragen kann.

Regenjacke

Für Fahrradregenjacken kann man schnell 300 Euro ausgeben. Federleicht und regendicht – hier handelt es sich um Hochtechnologie.

Ich habe auf diese Anlage verzichtet und benutze für Radreisen einfach meine Laufregenjacke. Die ist zwar nicht hundertprozentig wasserdicht, aber mit Kleinkind auf dem Rücksitz fährt man eh nicht durch den Regen, sonder stellt sich unter.

Das Tolle an einer Regenjacke: Sie lässt sich schnell verstauen, ist im besten Fall atmungsaktiv und du kannst sie als normale Jacke tragen, sollte es auf deinem Bikepacking-Abenteuer kühl werden.

Accessoires

  • Frottee-Socken: Großartig bei regnerischem Wetter oder wenn du viel schwitzt. Bei Regen oder Matsch einfach runterrollen, weiterfahren und wieder hochrollen, wenn es wieder trocken ist. Tadaa- du hast trockene Socken!
  • Schuhe: Ich trage Barfußschuhe beim Radfahren. Entweder Laufschuhe oder Sandalen. Klickschuhe sind sicher praktisch, aber für Radreisen nicht ideal, denn wer möchte jenseits des Rennrads solche Schuhe tragen? Ein zweites Paar mitzunehmen kommt für mich nicht in Frage.
  • Fahrradhelm & Zopfband
  • Fahrradhandschuhe: Sorgen für mehr Sicherheit und Grifffestigkeit, besonders, wenn du an den Händen schwitzt.

Als Wechsel- und Stadtkleidung habe ich ein T-Shirt, eine Strumpfhose und einen schlichten schwarzen Rock dabei. Das lässt sich zu einem winzigen Paket zusammenrollen und wiegt viel weniger als eine Jeans. Und welcher Rock sieht mit Regenjacke und Laufschuhen nicht unwiderstehlich aus!

6.2 Kleidung für das Kind

Höre diesen Abschnitt als Episode 86 des Frugales-Glück-Podcasts:

Bei Temperaturen um die 20 Grad ist meine Tochter auf dem Fahrrad nach dem Zwiebelprinzip gekleidet:

  • Unterhemd
  • Langarmshirt oder T-Shirt
  • Pullover
  • Jacke
  • Socken
  • Halbschuhe
  • Helm

Bei kühlem Wetter sind dünne Handschuhe und eine leichte Mütze empfehlenswert.
Für kürzere Radreisen von wenigen Tagen nehme ich für meine Tochter nur Ersatzunterwäsche und eine zweite Hose mit. Socken und Hose können bei Kälteeinbrüchen über erste Hose und Socken gezogen werden. Alles andere lässt sich notfalls am Abend auswaschen und trockenfönen.

Meine Tochter ist zweieinhalb und kommt noch nicht ganz ohne Windeln aus. Daher habe ich immer auch zwei Handvoll Windeln dabei – Einweg. Stoffwindeln wären auf einer Radreise mit Minimalgepäck schwer umsetzbar.

Radreise mit Kleinkind - Kleidung fürs Kind

6.3. Ausrüstung und Must-Haves

Folgende Gegenstände solltest du auf deiner Radreise mit Kleinkind unbedingt dabei haben:

  • Flickzeug oder Ersatzschlauch, Luftpumpe, 3 Reifenheber
  • Fahrradschloss: Für Rennräder nimmst du am besten ein Faltschloss. Du kannst es am Rahmen befestigen oder in einer Tasche verstauen, es ist zwar schwer, nimmt aber nicht viel Platz weg.
  • Schlüssel für den Kindersitz: Falls ihr einen Platten habt, kannst du den Sitz abnehmen.
  • Medikamente (falls du welche einnimmst)
  • Wasserflasche (im Halter)
  • Handy zur Navigation + Aufladegerät
  • Essen! Ganz wichtig, gerade mit Kind. Stell dir vor, Panne in der Pampa, hungriges Kind und nichts zu essen dabei. 😱 Ich nehme gern Müsliriegel, Nüsse, Brötchen und Gebäck mit.
  • Sonnencreme: Ich habe selbst bei bedecktem Himmel Sonnenbrand bekommen. Daher: Creme dein Kind und dich gut ein.
  • Pflegeartikel: Zahnbüsten, Zahnputztabletten, Deo, Öl (zum Eincremen), Haarbürste
  • Stofftier: Keine Fahrt ohne Olli!
  • Thematisch passendes Bilderbuch
  • Mulltuch (zum Abwischen von Gesicht und Händen, zum Trockenputzen vom Sitz, als Brötchentüte und für Proviant)
  • Leichter Einkaufsbeutel
Radreise mit Kleinkind und Rennrad. Minimalgepäck
7-Schritte-Plan Minimalismus mit Kindern
7-Schritte-Plan Minimalismus mit Kindern umsetzen - Buch

6.4. Fahrradtaschen

Wie transportierst du euer Gepäck für eine Radreise auf dem Rennrad?

Radreise mit Kleinkind: So viel Gepäck...

Gepäckträgertaschen

Viele Radreisende nutzen Taschen, die am Gepäckträger befestigt sind. Ich habe mich aus mehreren Gründen gegen Gepäckträgertaschen entschieden:

  • Gewicht: Auf der Hinterachse deines Rads liegt bereits viel Gewicht (du, dein Kind, der Fahrradsitz). Taschen auf dem Gepäckträger würden die Belastung des Hinterrades noch erhöhen.
  • Gepäckträger: An einem Rennrad gibt es keinen Gepäckträger, und das ist auch gut so!
  • Größe: Gepäckträgertaschen sind sehr geräumig. Es besteht die Gefahr, zu viel mitzunehmen.

Ich nutze stattdessen diese Fahrradtaschen:

Radreise mit Kleinkind: Satteltasche, Lenkertasche, Rahmentasche

Lenkertasche

Meine Lenkertasche fasst 4 Liter, sie verfügt über ein wasserdichtes Sichtfach für das Smartphone, einen Regenschutz und einen Schultergurt.

Die Tasche lässt sich mit drei Klettverschlüssen am Lenker befestigen. In der Stadt nehme ich die Tasche einfach ab und nutze sie als Umhängetasche.
Daher transportiere ich hier auch meine Wertsachen (Handy, Schlüssel, Portemonnaie).

Rahmentasche

Ich habe lange eine passende Rahmentasche gesucht und mich schließlich für das Modell unten entschieden.

Es passt wunderbar über meine Flaschenhalter und kann nach unten hin noch um 2 Liter erweitert werden.
Im nicht ausgeklappten Zustand umfasst die Rahmentasche von Blackburn in der Größe M 11 Liter.

Sollte ich mehr Gepäck mitnehmen wollen, verfrachte ich die Trinkflaschen ans Vorderrad, sodass die ausgeklappte Tasche am Rahmen Platz finden kann.

Da die Rahmentasche bei Zwischenstopps und Übernachtungen am Fahrrad bleibt, nutze ich sie für Flickzeug, Kleidung, Windeln und Proviant.

Satteltasche

Fürs Bikepacking mit Rennrad werden gern große Satteltaschen, auch Backloader genannt, verwendet, in denen der Großteil des Gepäcks verstaut wird.

Natürlich ist so eine Konstruktion mit einem Kindersitz nicht vereinbar, daher habe ich nur eine kleine Satteltasche gekauft. Mein Modell ist von Decathlon, wasserfest, 2,5 Liter groß und überraschend geräumig.

Vorderradtaschen

Wenn du unbedingt mehr mitnehmen möchtest, könntest du noch an der Vorderachse Taschen befestigen.

💡 Mein Tipp: Probier es erst einmal mit Minimalgepäck aus, mehr kaufen und mitnehmen kannst du beim nächsten Mal immer noch.

Mein Fahrrad mit Taschen am Lenker, Rahmen und Sattel sieht beladen so aus:

Radreise mit Rennrad und Kleinkind

7. Verpflegung auf der Radreise

Auf unserer ersten Radreise haben wir es uns leicht gemacht und Essen vom Frühstücksbuffet mitgenommen: Geschmierte Brote und Brötchen, Croissants, Obst (Apfel, Birne, Banane sind immer gut) und ein kleines Säckchen mit Müsli.

Leider sind vegane Frühstückszutaten immer noch selten, daher spare ich mir in der Regel Hotels den Aufpreis für das Frühstück und gehe selber einkaufen.

Für die Radreise mit Kleinkind sind Müslibrötchen ideal, da sie eine hohe Energie- und Nährstoffdichte haben.
Auch Vollkornbrot und Müsli sind gut mitzunehmen, einfach etwas Pflanzenmilch abfüllen und den Löffel nicht vergessen.

Außerdem habe ich immer Protein- und Energieriegel dabei (meine Tochter liebt sie!) sowie Kekse, Kräcker, Studentenfutter und Obst.

Wenn es kühl ist, trinke ich zwischendurch gern Tee. Meinen Thermosbecher kann ich im Hotel befüllen und in der zweiten Trinkflaschen-Halterung mitnehmen. Meine Tochter und ich teilen uns eine Trinkflasche mit Wasser.

8. Unterkunft: Wo schlafen beim Bikepacking mit Kindern?

Das Tolle am Radreisen ist die Unabhängigkeit. Du kannst fahren, wohin du willst – und weiterfahren, wenn es dir an einem Ort nicht gefällt.

Beim ersten Mal sind M. und ich einfach drauflosgefahren. Nach 80 km und einem heftigen Regenschauer übernachteten wir spontan in Wavre.

Eigentlich wollte ich am nächsten Tag ins beschauliche Namur fahren. Dort waren jedoch alle bezahlbaren Hotels ausgebucht, sodass wir in Charleroi landeten – der angeblich hässlichsten Stadt der Welt.

Radreise mit Kleinkind. Charleroi, die angeblich hässlichste Stadt der Welt.
Eine Fabrik mitten in der Stadt, mal was anderes.

Mir gefällt diese Art des Reisens, aber es hat auch Vorteile, die komplette Strecke im Voraus zu planen und die Unterkünfte dementsprechend zu buchen.

So haben wir auf unserer Radreise durch Noord-Brabant zwei Nächte in einem Hotel in Bergen op Zoom übernachtet. Das hatte den Vorteil, dass wir einiges im Hotel lassen konnten und nicht alles auf dem Fahrrad mitnehmen mussten.

Neben Hotels und über Airbnb vermittelten Unterkünften gibt es auch die Möglichkeit, über Warm Showers kostenlos bei anderen Fahrrad-Begeisterten zu übernachten.

Warm Showers kommt ursprünglich aus Kanada, ist aber mittlerweile weltweit verbreitet und in Deutschland, Österreich und der Schweiz gut ausgebaut. In größeren Städten findest du in der Regel immer eine Handvoll Gastgeber.

In Bergen op Zoom wollte wir via Warm Showers übernachten, aber leider hat die Person abgesagt – der Mitbewohner im Schichtdienst hatte keine Kraft für ein Kleinkind im Wohnzimmer.

Hast du Erfahrungen mit Warm Showers mit Kindern? Berichte gern davon in den Kommentaren!

9. Was ist, wenn….

…es regnet?

  • Möglichkeit 1: Unterstellen, Regen abwarten.
  • Möglichkeit 2: Dem Kind gute Regensachen anziehen und weiterfahren.
  • Möglichkeit 3: Vorhersage Dauerregen? Radreise abbrechen und auf sonnige Tage verschieben.

…das Kind nicht weiterfahren will?

Mehrere Stunden auf dem Fahrrad zu verbringen gefällt nicht jedem Kind. Was kannst du tun, wenn es einfach nicht weiterfahren will?

  • Warten. Noch ein bisschen auf dem Spielplatz oder an der Eisdiele bleiben. Irgendwann wird auch dein Kind so weit sein.
  • Versprechen. Fühlt sich nicht wirklich gut an, aber wenn M. partout nicht weiter möchte, ich aber schon, dann hole ich Verheißungen aus der Schublade: Eis, baden, Oma anrufen, Peppa schauen.
  • Spielen. Schaffst du es, allein auf den Sitz zu klettern? Funktioniert in 50 % aller Fälle.
  • Zwingen. Keine Option, übe dich lieber in Geduld (siehe Option 1). Schließlich soll der Nachwuchs ja Spaß am Rennradfahren haben und freiwillig mitkommen.

…das Fahrrad kaputt geht?

Wenn du dein Fahrrad gut pflegst, die Kette regelmäßig schmierst und es wartest bzw. warten lässt, kann eigentlich nicht viel kaputt gehen.

Einen platten Reifen sollte die moderne Frau von heute reparieren können.
Ich arbeite noch an meiner Modernität.

Radreise mit Kleinkind: Panne

Am besten lernst du das durchs Üben am Objekt, gerade das Herausnehmen des Hinterreifens kann bei Rennrädern mit Scheibenbremsen und mehreren Gängen kniffelig sein.

Das Herausnehmen fällt weg, wenn du den Schlauch direkt am Rad reparierst, anstatt einen neuen einzusetzen.

10. Fazit und 6 Tipps für deine Radreise mit Kleinkind

Kind und Fahrrad schnappen und einfach drauflos fahren – so fühlt sich für mich Freiheit an.

Das Tolle daran: Das kannst du auch haben! Alles, was du brauchst, ist ein freies Wochenende – und los geht’s!

In der Nussschale: Meine Tipps für deine Radreise mit Kleinkind:

  1. Nimm lieber zu wenig als zu viel mit.
  2. Hab immer etwas zu essen und zu trinken dabei.
  3. Der Weg ist das Ziel! Nimm dir Zeit für Dinge am Wegesrand.
  4. Ein aufgeladenes Handy mit langer Akkulaufzeit ist praktisch (und für den Notfall erforderlich).
  5. Du willst eine Radreise mit dem Rennrad machen? Übe erst einmal zuhause, wie schnell und wie viele Kilometer am Stück du fahren kannst, damit du dich bei der Streckenplanung nicht überschätzt.
  6. Überplane es nicht, fahr einfach los! Ihr düst schließlich nicht durch den Dschungel, was soll schon passieren?

Kannst du dir vorstellen, eine Radreise mit Kleinkind zu machen? Hast du noch Fragen zur Umsetzung? Ich freue mich auf deinen Kommentar!

Marion

Marion

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6 thoughts on “Rennrad und Minimalgepäck: So klappt die Radreise mit Kleinkind

  1. Jasper says:

    Hallo Marion,

    ich bin gerade am Überlegen, welches Rennrad ich mir zulege. Alurahmen ist klar aber ich schwanke zwischen einer richtigen Rennmaschine unter 9 Kilo und dem Triban RC520 das du fährst. Das hat eine etwas komfortablere Geometrie und eignet sich daher eventuell besser zum richtigen Rennradfahren UND für die Radtour mit den Kinder (2 und 4). Wie klappt das für dich mit dem Triban? Geht das mit dem Kindersitz auch gut?

    Grüße

    Antworten
    1. Marion says:

      Hallo Jasper,

      danke für deine Frage. Mein Triban habe ich mittlerweile verkauft, weil es mir ein wenig zu groß war. Auf dem Gebrauchtmarkt konnte ich leider keine Größe S auftreiben, daher besitze ich momentan – ganz unminimalistisch – zwei Fahrräder.
      Eins ist eine „Rennmaschine“, wie du so schön schreibst, Carbonrahmen und superschnell, das andere ist ein solides Hybrid-Mountainbike, mit dem ich meine Tochter transportiere. Obwohl es doppelt so viel wiegt wie das Carbonrad, überholen wir damit immer noch alle E-Bikes. Touren sind also perfekt möglich.

      Mein Schwager hat seine Tochter noch mit 5 Jahren auf dem Triban herumgefahren, auch längere Strecken (50-80 km) in einem schnellen Tempo (25 km/h). Meine Tochter ist für ihr Alter ziemlich groß, daher mache ich die echten Rennfahrten mittlerweile lieber allein.
      Vielleicht kannst du dir ein gebrauchtes Triban kaufen und es mit deinen Kindern einfach mal ausprobieren? Der Markt in Deutschland scheint mir größer zu sein als in Belgien.

      Berichte doch gern mal, wofür du dich entschieden hast!

      Herzliche Grüße
      Marion

      Antworten
      1. Jasper says:

        Hallo Marion! Habe inzwischen mein RC520 aber gemeinsame Radtouren mit Frau und Kindern stehen noch aus. Unsere „Große“ (4 Jahre) lernt erstmal selber Radfahren. Und ich fahre morgens wenn alles noch schläft meine große Runde. Aber freut mich auf jeden Fall zu hören, dass es prinzipiell ginge. Für den Moment wo ich selber nicht genau weiß ob ich nur auf der Straße fahre oder auch auf Schotter, im Wald, etc. ist das RC520 ein idealer Kompromiss ohne gleich zuviel Geld zu investieren. Ein zweites Rad, das 3 Kilo leichter ist als das Triban kann ich mir immer noch zulegen wenn im Schuppen nicht mehr 2 Dreiräder, 4 Tretroller und ein Laufrad stehen 🙂

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  2. Julia says:

    Liebe Marion,

    vielen Dank für deinen langen Bericht über Radreisen und vielen Dank auch für deinen Blog / podcast, den ich sehr gerne verfolge.

    Ich habe mich auch gefreut, dass Du deine zwei Themenbereiche in zwei Blogs aufgeteilt hast, da mich tatsächlich das Thema deines zweiten Blogs nicht interessiert und ich freue mich auch sehr, dass Du hier wieder aktiver geworden bist.

    Generell finde ich deine offene Art wahnsinnig toll und höre Dir gerne beim plaudern zu, wobei ich immer wieder bemerke (das sagst Du ja auch), dass Minimalismus SEHR individuell ist. Dennoch finde ich es immer inspirierend, wie andere Menschen Sachen angehen. Also: weiter so und vielen Dank 🙂

    Ich habe tatsächlich auch diesen Sommer meine erste kleine Radreise gemacht (mit Freund statt Kind, der konnte ein Glück selber fahren 😉 und habe streng die Politik verfolgt, dass erstmal gar nichts für die Reise gekauft wird. Ich habe mir viel geliehen und improvisiert, weil ich mir dachte, dass ich schon sehen werde, ob ich die Dinge wirklich brauche bzw. ob mir das Urlaubskonzept wirklich liegt.

    Mein Freund verfolgt eher die Politik teure Markensachen kaufen und dann streng wieder verkaufen, ich frage lieber Freund*innen. Oft hat das auch den Vorteil, das man Produkte schon sehr gut getestet hat und genau weiß, was man will. Wenn man sich dann von drei unterschiedlichen Leuten eine Hängematte ausgeliehen hat und gemerkt hat, dass man die wirklich nutzt und wie man sie nutzt, kann man sich gar nicht mehr verschätzen und eine eigene anschaffen.

    Wir sind mit Zelt gefahren und dann kommt man einfach nicht mehr um Satteltaschen (bei mind. einer Person) herum. Schlafsäcke, Isomatten und Zelt sind einfach voluminös, dafür ist man aber auch sehr unabhängig. Platz eingespart haben wir dafür bei der Fahrradpumpe, die mein Freund vergessen hat ;-D

    Auf die Fahrradhose haben wir auch verzichtet, wir haben uns stattdessen sehr gründlich an den kritischen Stellen eingefettet (wenn man hier Vaseline nimmt oder Hirschhorntalk (nicht vegan, aber ich habe so etwas noch aus alten Zeiten und es wird praktisch nicht schlecht), dann ist das auch eine super Sache, um sehr enge Mäntel bei Reparaturen wieder über die Felgen zu bekommen). Für eine kleine Fahrradtour geht das bzw. wenn man nach zwei Tagen einen Pausentag einlegt oder nicht mehr als 50km pro Tag fährt.

    Ich habe auf alle Fälle drei Tipps:

    1.) Verpflegung: ich mische mir gerne eine eigene Trockenfrucht-Nuss-Mischung, die als Energiereserve gilt, wenn man mal nicht an Essen kommt (mit getrockneter Mango oder Ananas und Pekanüssen ist das wirklich unfassbar lecker!) und ich bereite mir ein Müsli (sehr viele Kerne, Nüsse, Hafer- und Kokosflocken und Zimt) vor, das ich mit ein wenig Öl und Ahornsirup o.ä. in der Pfanne röste. Wenn man dann noch etwas Hafermehl (Haferflocken mit dem Mixer bearbeiten..) hinzufügt, dann hat man praktisch ein Instantmüsli inkl. Hafermilch, das ich nur noch mit Wasser aufgieße und trotzdem kulinarisch nicht zu sehr leide. Für abends empfehle ich schnellkochende Nudeln (3min) mit Pesto (oder hier Öl mitnehmen und eigene Mischung mit getrockneten Nudeln, Petersilie und Steinpilzen – für mich geht es nie ohne Genuss ;-))

    2.) Bekleidung (as ist allerdings keine vegane Option, ich bin nach jahrelangem Überlegen dazu übergegangen, da es für mich die nachhaltigste und minimalistischte Lösung ist): Merinowolle.
    Ich kaufe meine Oberteile (Tops und Longsleves, wenn Sie nicht weiß und bei 60 Grad zu waschen sind) aus Merinowolle, da sie einfach nie muffeln und man sie nur sehr selten waschen muss und sie so auch kaum altern und auch bei Nässe super Thermoeigenschaften haben. Zwei Wochen täglich in ein Merinoshirt schwitzen ist tatsächlich kein Problem, man muss es nur ein wenig lüften, so kann man sehr viel Platz, Arbeit und Geld sparen (nur keine Crème-Deos verwenden!)

    3.) Auswahl der Strecke: Meiner Erfahrung/ Recherchen nach ist man bei Rundtouren um das eigene Zuhause etwas eingeschränkt bzw. hat meist in alle Richtungen 10-30km, die man eh schon kennt, oder man kennt dann bald alle machbaren Rundtouren. Was unglaublich praktisch ist und noch besser und billiger als mit der Bahn, ist der Flixbus, da man bei einem kleinen Aufpreis sein Fahrrad hintendraufschnallen lassen und sich an einen schönen Ort kutschieren lassen kann ohne das lästige Umtsteigen, bei dem man Räder mit Taschen (und bei anderen auch noch mit Kindern und Sitzen..) über Treppen an Bahnhöfen transportieren muss – geht, ist aber weniger angenehm. Wenn man dann auch noch die Strecke klug auswählt, (das ist wohl eher eine Sache für Süddeutschland als für Belgien/die Niederlande) kann man auch mehere Tage am Stück viel bergab fahren und spart sich so das E-Bike (am ersten Tag unserer Tour haben wir bei ca. 150 anderen Radler*innen nur zwei andere Paare gesehen, die kein E-Bike gefahren sind – unglaublich…)

    Ich könnte mir vorstellen, das solche „Bergabtouren“ auch klug sind, falls man mit Hänger unterwegs ist, wobei ich glaube, dass ab zwei Kindern und Hänger vll. ein E-Bike wirklich Sinn machen könnte, wobei man auch das sicher leicht von jmd. mal kurz leihen kann. Ich habe das Gefühl, dass es kaum noch Leute aus der Babyboomergeneration gibt, die keines in der Garage rumstehen haben..

    Marion, könnte für dich nicht auch bald so ein Kinderfahrrad interessant sein, wo das Kind selber hinten mittritt? Ab vier ist das ja vielleicht was und das Kind hat was zu tun / ist gefordert / kann was beitragen?

    Liebe Grüße
    Julia

    Antworten
    1. Marion says:

      Liebe Julia,

      ganz herzlichen Dank für deinen superlangen Kommentar und die vielen hilfreichen Tipps!

      Ich antworte mal in Stichpunkten auf einige der Dinge, die du ansprichst:

      -Flixbus ist ne Spitzenidee, besonders mit der Pointe, sich vom Süden zurück in den Norden rollen zu lassen. Großartig! Von Antwerpen aus nehmen leider viele Routen kategorisch keine Fahrräder mit (zum Beispiel nach Paris), keine Ahnung, woran das liegt.
      -Leihen finde ich viel praktischer als Kaufen und wieder Verkaufen. Letzteres ist aufwändig und macht (mir zumindest) keinen Spaß.
      -Aus Merino habe ich noch nie etwas besessen, klingt wirklich gut. Vielleicht schaue ich mal bei Vinted. 😀
      -E-Bikes: Selbst im flachen Flandern sind 70 % mit elektrischen Fahrrädern unterwegs. Wahnsinn!
      -Die Idee mit dem Tandem für mich und meine Tochter hatte ich neulich auch schon! Ich warte aber wohl noch, bis sie nicht mehr auf dem Fahrrad einschläft… 😉

      Mich würde interessieren, wie du Minimalismus angehst. Inwieweit sieht das ganz anders aus als bei mir? Finde ich total spannend, die unterschiedlichen Deutungen.

      Liebe Grüße
      Marion

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      1. Julia says:

        Liebe Marion,

        das ist ja doof, dass der Flixbus bei euch wenig Räder mitnimmt! Das war für mich immer DAS Busargument.
        Das mit dem Einschlafen ist natürlich ein Punkt, da stellt sich natürlich auch die Frage, ob das passieren würde, wenn sie auf einem Fahrrad sitzt, aber das werdet ihr vll. noch herausfinden 🙂

        Ich verstehe total den Ansatz, dass man Dinge reduziert (z.B. doppelte Sachen ausmisten), ich will auch nicht zu viel Krempel haben. Ich wohne in einer WG, habe hier ein Zimmer und versuche nach Möglichkeit kaum etwas auf dem Dachboden zu lagern und habe meine Bettkästen verkauft und einige andere Sachen sollen irgendwann auch noch weg. Was ich anders mache (das möchte ich aber nicht als Kritik verstanden wissen 🙂 ist z.B.:

        – Multiples: ich habe von manchen Dingen, die sich bewährt haben, wenn es Sinn macht, extra mehrere oder viele. Ein Beispiel? Ich schwitze total beim Sport und habe deswegen immer weiße longsleeves zum drüberziehen, die ich auf 60°C waschen kann. Damit ich ökonomisch meine Waschmaschine verwenden kann, brauche ich hier ein paar (plus Handtücher), damit ich auskomme. Das mache ich bei enigen Kleidungsstücken so und finde das total praktisch und trotzdem minimalistisch – was meinst Du?

        – Materialintensive Hobbies: Ich habe während Corona mit dem Nähen angefangen, das ist natürlich total gefährlich, was Verkrempelung angeht. Irgendwann erwähnst Du das glaube ich sogar mal als Beispiel, dass man ja auch mit fünf Stoffen nähen könnte. Das halte ich überhaupt nicht für realistisch X-D
        Ich habe einfach eine Stoffkiste und wenn die voll ist, dann sortiere ich aus, aber gerade für kreative Prozesse braucht es etwas an Material. Aber das ist immer im Fluss 🙂 Der Versuchung sich eine Overlockmaschine oder solchen Krempel zuzulegen, nur um manche Nähte etwas schneller nähen zu können und damit die Kleidung von innen besser aussieht (was ist das für ein Argument?!?) widerstehe ich erfolgreich.
        Ich bin generell gerne kreativ und hebe immer einiges auf, was aber relativ schnell wieder in neuer Gestalt die Wohnung verlässt (highlights des letzten Jahres: ein kaputter BH und eine leere Chipstüte, die ich beide in Geschenke verwandelt habe, irgendwie klingt das wenig glaubwürdig, wenn ich das so lese..jetzt halten mich die Leute für nen Messy oder bestenfalls komisch statt für minimalistisch :-D) vielleicht kann man hier streiten, ob das minimalistisch ist, aber irgendwie finde ich das..

        Uiii, der Kommentar gewinnt schon wieder an epischer Länge, aber ich habe noch einen Radreise/ minimalistischen Urlaubstipp zum Schluss: Mit einer Freundin und ihren zwei Kindern (knapp 2 und 5) habe ich diesen Sommer eine Nacht im Wald übernachtet zum Sternschnuppen schauen – ohne Zelt, das ist ein ziemliches minimalistisches Abenteuer und befördert einige Erkenntnisse, kann ich nur empfehlen!

        Liebe Grüße
        Julia

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